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soziologie ade?

ein soziologie.ch blog von » iris


Jetzt ist es offiziell: Die Soziologie in Bern soll geschlossen werden. Sagt die Unileitung. Die Stimmung am Institut und in der Fachschaft ist gedrückt, man ist fassungslos, entrüstet, traurig. Nachdem das Institut hätte ausgebaut werden können - der dritte Lehrstuhl war schon bewilligt und der Prof schon startklar. Und jetzt das.

Zumindest weiss man jetzt, warum die Unileitung den neuen Prof nicht berufen wollte, warum sie nicht mit den Verhandlungen beginnen wollte, warum dieses leidige Geschäft immer wieder vertagt wurde. Denn ein Institut lässt sich schlecht schliessen, solange es Professoren gibt. Aber jetzt soll die Soziologie vor das Nichts gestellt werden: Prof. Abraham verlässt aus persönlichen Gründen das Institut auf das nächste Semester, Prof. Honegger wird in absehbarer Zeit emeritiert und der dritte Lehrstuhl kann nicht besetzt werden, solange das Verfahren blockiert wird. Beudeutet: In einigen Jahren lauter leere Lehrstühle. Leerstühle sozusagen.

Und die Unileitung packt diese Gelegenheit beim Schopf. Man muss über Schliessungen von Instituten nachdenken können, sagen alle. Und ja, sie haben recht. Eine Universität hat beschränkte Ressourcen, sie kann nicht mehr Geld ausgeben als sie hat und sie muss dafür sorgen, dass Fächer in guter Qualität angeboten werden können. Diese Argumente sind geschenkt, Herr Rektor. Aber was wir Ihnen nicht schenken werden, ist ein Freipass zum Abbau von Instituten, die genug Studierende haben, die nachgefragt werden und die wie andere Institute ihre Arbeit machen und gut darin sind. Mag sein, dass die Soziologie kein Starfach ist und dass die Zeiten als Boomfach vorbei sind. Mit Soziologie werden wenige berühmt und Soziologie ist wenig trendy. Ein Grund zur Schliessung ist das noch lange nicht. Die Soziologie und die Politikwissenschaften seien "unterkritische" Fächer: zu viele Studierende, zu wenig Lehrende. Man wundert sich: Bisher hörte man selten davon, dass das Betreuungsverhältnis in der Soziologie schlecht sei. Aber jetzt, als das Institut ausgebaut wird, sind die Betreuungsverhältnisse plötzlich schlecht, obwohl die Studierendenzahlen konstant sind? In den Politikwissenschaften ist dies tatsächlich eher ein Problem. Es hat mehr Studierende und gleich viele Lehrstühle. Aber ob dieses Problem wirklich auf dem Buckel der Soziologie ausgetragen werden muss und ob der Unileitung tatsächlich die Studierenden so am Herzen liegen, darüber darf ebenfalls nachgedacht werden.

Und nun geht das Geschäft an die Fakultät. Die Herren und (wenigen) Damen Professoren beraten in Kürze über die Zukunft der Soziologie. Und die anwesenden VWLer und Politikwissenschaftler beraten damit auch noch über ihr eigenes Budget: Die Soziologie abzuschaffen heisst, eigene Institute auszubauen. Da wird es selbst für redliche Professorinnen und Professoren schwierig, einen objektiven Entscheid zu fällen.

Und wir warten und bangen. Aber wir sind auch bereit zu kämpfen. Wir lassen uns nicht so schnell und vor allem nicht so einfach abschaffen. Wir wollen die Vielfalt der Schweizer Soziologie erhalten und wir wollen weiterhin die Möglichkeit, in Bern Soziologie studieren zu können. Als Haupt- und als Nebenfach. "Urs Würgler macht sich auf kontroverse und emotionale Diskussionen gefasst. Ihm sei klar, dass eine Auslagerung für die Studierenden nicht optimal sei", schreibt der Bund. Der Rektor ist also bereit. Aber wir auch.

Weitere Infos findest du » hier


kommentare

Ivo: Viel Erfolg beim Kampf gegen die unverantwortliche Schliessung der Soziologie!
Schade, dass euer Berufungsverfahren geplatzt ist (wer war die ominöse Person, die schon zugesagt hat?) und Schade auch, dass Prof. Abraham nur 3 Jahre bei euch blieb (er schien mir ein guter Diekmann-Nachfolger). Ich verstehe auch nicht, dass man die Studierenden nach Freiburg schicken möchte. Dieses Institut hat ja auch nicht mehr Ressourcen als Bern. Auf in den Kampf!

Remo: Auch von mir meine Solidaritätsbekundung an euch Soziologen in Bern. Ich studiere Sozialarbeit und Sozialpolitik in Freiburg und fände eine Verlagerung der Soziologie nach hier schlichtweg absurd. Dafür gibt es folgenden Grund: Soziologie konzentriert sich in Freiburg auf Kommunikations- und Medienwissenschaften, sowohl in deutscher als in französischer Sprache. Die Schliessung des Instituts in Bern stellt somit ein herber Verlust für die Vielfalt soziologischer Ausbildung und Forschung dar. Zudem wird wieder mal deutlich, dass die Professoren über die Köpfe der Studierenden hinweg entscheiden, denn Nachfrage gibt es genug! Lasst euch nicht unterkriegen!


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24.09.07 14:49


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